Das fatale Meerschweinchenmagazin              Mr.Enno Moppel

DAS MAGAZIN FÜR MEER-BEWUßT-SCHWEIN

Inhalt:
1.)  Die wahre Geschichte von der Herkunft der Meerschweinchen
2.) Mr. Enno Moppel's Qualitäten als Guru
3.) Interview mit Mr. Moppel
 
E.T. und die Schweinchen

Eine tierisch ernste Forschung nach der Herkunft des Meerschweinchens

Meines Erachtens hat sich das ganze folgendermaßen zugetragen:

Kapitän Athor flog mit dem großen Sternenschiff in das fremde System mit der gelben Sonne ein. Schnell fand die astronomische Abteilung heraus, daß es der dritte Planet war, der am ehesten heimatliche Bedingungen bot.
Das Schiff schwenkte auf eine Umlaufbahn um den Planeten ein, und der Planet wurde gescannt und kartografiert. 
„Hier", sagte der Kapitän, „das ist wohl der beste Landeplatz". Mit dem Finger zeigte er auf die linke Seite des südamerikanischen Kontinents. „Eine der ungewöhnlichsten  Wüsten dieses Planeten. Völlig ohne Wetter. Es hat wohl seit 100 Jahren hier nicht geregnet. 
Da erscheint ein führender Offizier mit einem Kadetten auf der Brücke. „Sir, dieser Herr hier hat unerlaubt Tiere in das Schiff eingeschleppt". Er deutet auf den Kadetten.
Was hatte sich ereignet ? Das ganze hatte sich ungefähr auf folgende Weise zugetragen:

Cavi schaute auf zu dem großen Sternenschiff, mit dem er nun zu einem fernen Planeten einer fernen Sonne fliegen sollte. Er wußte, daß er seinen Heimatplaneten wahrscheinlich nie wiedersehen würde. Er war Kadett, und sollte in der astronomischen Abteilung Dienst tun. Weil er seine kleinen Haustierchen über alles liebte, hatte er sich überlegt, diese kleinen Gesellen, ein Männchen und ein Weibchen, einfach mitzunehmen. Nachdem sie über einen Metabolismus verfügten, die seinem eigenen sehr ähnlich war, hatte er sich überlegt, daß er sie wohl einfach mit in die Kälteschlafkammer nehmen könnte. So könnte er mit seinen Tieren zusammen all die Jahre schlafen, die vergehen würden, bis das Schiff das ferne System erreichen würde.
In seinem Reisegepäck hatte er die Tiere versteckt, und er hatte Glück. Niemand hat die Tiere beim Einchecken ins Raumschiff entdeckt, und auch später, als das Schiff schon tief im Raum stand, konnte er sie heimlich mit in den Kälteschlaf nehmen.
„Leider ist die Haltung von Haustieren auf Raumschiffen verboten", spricht der Kapitän zu Cavi, „wir werden diese Tiere deshalb auf diesem Planeten aussetzen". 

Im roten Licht der frühen Morgensonne lag die völlig unbelebte Wüste, und nur wenige Kilometer vom Meer entfernt senkte sich das Sternenschiff langsam durch die Luftschichten hernieder auf den unberührten Sand. Auf der dem Meer gegenüberliegenden Seite konnte man die Silhouette der hohen Berge erkennen. Vor allem wegen der sicheren Wetterbedingungen wählte der Kapitän diesen Platz aus, aber auch, weil durch die nahen Berge eine Entdeckung durch die Einwohner dieses Planeten ausgeschlossen war.
Schon bald nachdem sich die aufgewirbelten Staubwolken gelegt hatten, wurde aus dem Schiff ein kleines Mondauto ausgeschleust. 2 Männer und 2 kleine Tiere hockten auf dem Raupenfahrzeug, das sich in Richtung der nahen Berge in Bewegung setzte. Denn dort bei den Bergen sollten die kleinen Tiere die Möglichkeit bekommen, sich eine neue Welt zu erschließen.
Gerade als die Männer dabei waren, den Tierchen eine Höhle zu graben, um sie dort auszusetzen, da kamen einige Ur-Indianer des Weges. Sofort fragten sie die Außerirdischen nach dem Namen dieser Tiere. Trotz der Translatorgeräte, die jede Sprache übersetzen konnten, oder vielleicht auch, weil unser Kadett nicht der intelligenteste war,  kam es zu einem Mißverständnis. Er glaubte, die Indianer fragten ihn nach seinem eigenen Namen. „Cavi" antwortete er, und so hatten die Tiere auch schon ihren Namen bekommen.

Viele Jahrhunderte später wird dieses Land Peru heißen, und ein Forscher namens Erich von Däniken wird die Anlagen hier in der Wüste bei Nazca die „Landebahnen der Götter" nennen. Die Meerschweinchen sind also das Vermächtnis der Außerirdischen! Außerdem sind sie selbst außerirdische Wesen. 

Was ? Sie bezweifeln den Wahrheitsgehalt dieser  Geschichte ? Nun, wenn ich ehrlich bin, räume ich ein, daß es auch anders gewesen sein könnte. 
Immerhin besteht die Möglichkeit, daß die Außerirdischen die Schweinchen für Ernährungszwecke auf ihrem Schiff gehalten haben könnten, auf eine ähnliche Weise, wie wir auf unseren Sternenschiffen vielleicht Hühner halten würden. Das wäre die etwas weniger schnulzige Variante dieser Geschichte. Bestimmt haben die außerirdischen Raumfahrer einige auserwählte Indianer auf einen Rundflug und zum Essen auf ihr Schiff eingeladen. Nachdem es ihnen gut geschmeckt hat, durften sie einige Tiere mitnehmen, als Gegenleistung für die Gold- und Silbergeschenke, die sie ihrerseits mitgebracht hatten, um die Götter gnädig zu stimmen.
Für diese Variante der Geschichte spricht vor allem die Tatsache, daß die Peruaner die Einzigen sind, die diese Tiere essen. Haben sie es doch von den Göttern selbst so gelernt.

Schon immer hat sich die Wissenschaft schwer getan, die Schweinchen ins biologische Schema einzuordnen. Mit den richtgen Schweinen ist die Verwandtschaft wohl nicht so groß. Also hat man sie zu den Nagetieren eingeordnet. Aber schon werden Stimmen laut, die anmerken, daß man den Menschen, weil er manchmal an seinen Fingernägeln nagt, genauso zu den Nagetieren zählen könnte.
Und überhaupt: Wer hat schon Tierarten gesehen, die hinten 3 und vorne 4 Zehen haben? Hier auf diesem Planeten sind 5 Zehen üblich, sagt man, oder wenn schon was anderes, dann Hufe. Aber auf gar keinen Fall eine unterschiedliche Zahl von Zehen zwischen Vorder- und Hinterbeinen.
Jemand, der nun immer noch nicht überzeugt ist, der sollte für einige Zeit mit diesen seltsamen Wesen zusammenleben, und ich garantiere, schon bald werden sie euch ihren außerirdischen Charakter offenbaren.

Warum die Meerschweinchen Meerschweinchen heißen, das ist ja bekannt. Weil sie von weit her übers Meer gebracht wurden. Aufgrund der weiteren Erkenntnisse, die wir nun gewonnen haben, plädiere ich nun dafür, daß sie in Space-Schweinchen umbenannt werden.

© by Henry Commonwood 24.8.99

Raumschiff Soraya

 
„Guru" Enno

Prolog:

Schau, das kleine Meerschwein,
wie es friedlich da liegt,
weiß nichts von Sklaventum,
weiß nichts vom Krieg.

„Dein Schwein pfeift", sagt meine Frau zu mir. Ich gebe ihm einen grünen Salat zu fressen. Unser Enno, so heißt unser Meerschwein, guckt mich traurig an, als wollte er mir sagen: „Wo ist die frische, grüne Wiese, auf der ich gestern noch herumgesprungen bin, als wir auf dem Lande waren? Du lebst in dieserer merkwürdigen Stadt-Welt, in der ich nichts zu fressen finde, und auf dich angewiesen bin!"
Unser Enno macht aus mir zeitweise einen Friedhofsmönch, wie man ihn in buddhistischen Kulturen kennt. Gegenüber auf dem Ostfriedhof gibt es genug frisches Gras von ausgezeichneter Qualität für ihn, denn die Hunde, die sonst überall allles vollpinkeln, haben keinen Zutritt.
Wieder einmal schickt mich Enno also auf den Friedhof. Es ist ein schöner blühender Junitag, die Natur lebt auf im hellen Sonnenschein. Vom Tod keine Spur. 
Unser Enno hat mir viel beigebracht über die verschiedenen Grasgewächse. Bisher war Gras für mich einfach Gras. Aber da gibt es ganz zartes, hellgrünes Gras, das man gar nicht pflücken kann, ohne dabei die Wurzeln auszureißen. Dann gibt es dunkelgrünes, kräftiges Gras, das man bequem abreißen kann. Es gibt Gras, das sehr hoch wächst, und solches, das dem Enno nicht so sehr schmeckt, und so weiter und so fort. Auch Löwenzahn und Klee bringe ich unseren Schweinchen.
Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die kleinen Gesellen sich darüber freuen. Sofort stürzen sie sich drauf, und schon bald machen sie sogar Luftsprünge, denn frisches Gras wirkt belebend auf sie.
Während ich beschäftigt bin, frischen Löwenzahn abzupflücken, begegne ich einem entfernten Verwandten Ennos, einem Eichhörnchen. Als das Tier mich erblickt, erstarrt es in der Bewegung, und schaut mich minutenlang mit ruhiger Wachheit an. Ich tue es ihm gleich, um es nicht zu vertreiben. 
Da spricht wieder einmal diese zarte Stimme der Natur in mir, welche in jedem Menschen manchmal spricht, und die ich manchmal spaßeshalber „Guru Enno" nenne. „Schau genau hin", sagt diese Stimme, „es gibt jetzt keinen Tod hier, der Tod existiert nur in den Worten und Inschriften. Nur dort ist der Tod zu finden, wie wir ihn zu kennen glauben".
Das Eichhörnchen hebt seine Pfote, wie um Tschüs zu sagen und macht sich eilig von dannen, um einige Gräber nach vorher versteckten Nüssen abzusuchen. Ich mache mich auch wieder auf den Weg, allerdings bin ich etwas nachdenklich geworden. Im Anfang war das Wort !, meldet sich mein Gedächtnis. Im Anfang von was ? Wohl eher im Anfang der Verwirrung und der Plage. Und ich frage mich: Wer ist eigentlich der wirkliche Antichrist: Der Papst oder das Tier ?


 
 
 
Interview mit Mr. Enno Moppel

Fragesteller: Was halten Sie vom der esoterischen Idee?
Mr. Moppel: Ach wissen Sie, ich hatte noch nie den Wunsch, ein Elefant werden!

Fragesteller: Haben Sie nicht Angst, eines Tages in eine Mausefalle zu geraten?
Mr. Moppel: Ich bin Vegetatier, ich esse keinen Käse.

Fragesteller: Was mögen Sie am Liebsten?
Mr. Moppel: Frisches Gras fressen!
Fragesteller:  Es scheint mir, Sie führen ein sehr genügsames Leben?
Mr. Moppel: Sie haben keine Ahnung, wie viel Gras ich verdrücken kann.

Fragesteller: Was sagen Sie, Mr. Moppel, zur Lage der Welt?
Haben Sie für uns einen Rat auf Lager?
Mr. Moppel: Weniger Reden. Mehr Fressen, Ficken, Laufen!

Fragesteller: Mr. Moppel, wir danken ihnen für dieses Gespräch.

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